Afrikanische Kunst

Die beiden herausragenden Kulturgüter Zimbabwes manifestieren sich in Stein. Neben den Arbeiten der zeitgenössischen Bildhauer des Landes zeugen die Ruinen von Great Zimbabwe, die größte Ansammlung historischer Steinbauten im Afrika südlich der Sahara, von mächtigen Großreichen und hoch entwickelten Kulturen in der Vergangenheit des Landes.

Great Zimbabwe war Macht- und Verwaltungszentrum des riesigen Königreiches der Karanga, das Anfang des 15. Jahrhunderts seine Hochzeit erreichte. Die Grenzen reichten, von Botswana bis zur Küste von Mocambique, vom Limpopo bis zum Zambezi. Great Zimbabwe war Herrschaftssitz, Handelszentrum und Industriestandort. Neben einer beispiellosen Architektur florierte die Gold, Kupfer, Bronze und Elfenbein verarbeitende Schmuckindustrie. Das Königreich betrieb eigene Eisen- und Edelmetallminen, Schmiede- und Töpferwerkstätten.

Seit dem 4. Jahrhundert existierten Handelsbeziehungen über die ostafrikanische Küste nach Indien, Persien, Arabien und China. Es wurden Stoffe, Perlen und Keramik gegen Gold und Elfenbein getauscht. Während dieser Zeit lebten über 20.000 Menschen in der Stadt aus Stein. Es herrschte ein funktionierendes bürgerliches Gemeinwesen, das jedem Mitglied seinen Platz zuwies.

Während der Kolonialzeit wurden eine Vielzahl abenteuerlicher Thesen über die Monumente erstellt. Die Errichtung wurde dem Teufel, den Mauren, den Phöniziern, den Römern, der Königin von Saba, König Salomo und anderen zugeschrieben. Den „wuschelköpfigen Negern” wollte man den Bau von Great Zimbabwe erst zu aller letzt zugestehen.

Inzwischen werden einige der Bildhauer Zimbabwes zu Recht zu den weltweit besten ihres Fachs gezählt. Ihre Skulpturen sind international anerkannt und ausgezeichnet. Dennoch hatte es auch die Bildhauerbewegung Zimbabwes immer sehr schwer, als zeitgenössische Kunst ernst genommen zu werden und muss sich noch heute mit einer Reihe von Vorurteilen auseinandersetzen.

Auch die aufgeschlossenen Kunstszene der westlichen Welt steht dem Gedanken an die Entstehung und Entwicklung einer eigenständigen Kunstrichtung in Afrika noch heute skeptisch gegenüber.

Authentische afrikanische Kunst beschränkt sich meist auf traditionelle zweckgebundene Kultgegenstände, rituelle Maskenschnitzereien und antike Fetischstatuen. Liebhaber und Sammler dieser Gegenstände sind besonders an okkulten und mystische Charakteren interessiert, an dem die Werke gebunden sind. Zeitgenössische afrikanische Kunstformen, deren Werke sich darauf beschränken, Kunstwerk zu sein und nur Kunstwerk, wurden und werden noch heute kaum ernsthaft zur Kenntnis genommen.

Frank McEwens Kategorisierung der Steinskulpturen als „Shona Skulptur” und damit als authentischer Stammeskunst mit traditionellem Hintergrund verhalf sicher nicht unwesentlich zum internationalen Durchbruch. Sie hat sich aber auch als entwicklungshemmend erwiesen. Händler und Galeristen hielten die Bildhauer lange an, in bestimmten Genres zu arbeiten, sich zu wiederholen und sich selbst zu imitieren. Bewährtes ließ sich besser verkaufen, Innovationen und Experimente in Arbeitsweise, Auswahl der Steine und Motive wurde dadurch allerdings lange behindert.

Die zeitgenössischen Steinskulpturen Zimbabwes als moderne afrikanische Kunst zu bezeichnen, die nur in Afrika entstehen konnte, oder als Kunstform zu betrachten, die zufällig in Afrika entstanden ist, sei dahingestellt. Vielfach wird die Zimbabwe Steinskulptur als eine der wichtigsten Kulturäußerungen des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Ob die Skulpturen nun dem Bild afrikanischer Kunst entsprechen oder ob sie dem traditionellen Verständnis davon widersprechen.

Lazarus Takawira - Modellar